Mittwoch 14.Oktober
Fortsetzung/Nachtrag
Also ganz so furchtbar aufgeregt war ich nicht aber immerhin
reichte es für einen Wutanfall in dem ich in Gegenwart unserer Mitreisenden und
des montenegrinischen Reiseleiters böse Verdächtigungen gegenüber dem
montenegrinischen Staat äußerte und dem Wunsche Ausdruck gab, dass ein EU
Beitritt dieses Staates erst in sehr viel fernerer Zukunft nach Änderung von
Verhältnissen usw. überhaupt in Betracht kommen dürfte. Schließlich fügte ich
mich in die Situation und wartete im Dienstraum des übrigens sehr freundlichen
und sympathischen Schichtleiters der montenegrinischen Polizei vor dem
Bildschirm der Überwachungskameras die sechs Stunden aus bis die Faxantwort aus
Podgoriza kam. Na ja ich konnte die ganze Zeit in meinen Kindle lesen und alle
elektronsichen Geräte auf Kosten der montnegrinischen Steuerzahler aufladen. Der
Faxantwort zufolge war Charlottes PA am ?? im April 2013 bei der Polizeiwache
Südstadt usw. als gestohlen gemeldet und folglich nicht mehr gültig. Sie dürfte
nicht nach Montenegro einreisen. Da sie aber schon nach Albanien eingereist sei,
müsste Albanien sie zurück nehmen. Der Schichtleiter erreichte es durch ein
Telefonat bei seiner vorgesetzten Dienststelle, dass der Ausweis nicht
einbehalten sondern wieder ausgehändigt wurde, damit wir ihn in Albanien -die merkten das ja bekanntlich nicht was die Montenegriner aufgrund ihrer fortgeschrittenen Technik und weil sie Mitglied bei Europol wären erkannt hatten. Wir müssten also (auf eigene
Kosten) nach Tirana zurückfahren und sehen, dass wir zurecht kämen. Man war uns
behilflich, denn der Taxifahrer, sein Name war Ahed und er lebte in einem Dorf
auf der albanischen Seite der Grenze, war schnell zur Stelle. Wir vereinbarten
einen Preis von 100 € für die 145 km lange zweistündige Fahrt in das Stadtzentrum von Tirana in
der Nähe der deutschen Botschaft. Ahed konnte ein wenig Englisch und noch
weniger Italienisch ansonsten seine seine Muttersprache. Trotzdem konnten
Informationen und Meinungen ausgetauscht werden.Er zeigte auf Anfrage Fotos
seiner beiden Kleinkinder auf seinem alten Mobiltelefon und klagte über den albanischen Staat den er als durch und durch korrupt bezeichnete allerdings sei
es in den letzten Jahren etwas besser geworden aber ... die vielen oft
schmucken neuen Häuser die wir selbst nur ein Jahr nach unserem letzten
Albanienaufenthalt bemerkten erklärte er uns so: Es gäbe in Albanien eigentlich
keine Ökonomie. Die Häuser gehörten alle Familien von denen mindestens ein
Angehöriger im Ausland Geld verdient. Wer keine Angehörigen im Ausland habe sei
arm. Er zeigte uns auch Bauwerke, die reichen Kosovaren gehörten und das bombastische
Spielkasino. Deutschland fand er sehr gut, deutsche Autos besonders und er
klagte die albanische Regierung an, dass er für Diesel Treibstoff mehr bezahlen
müsste, als für Benzin, was in Montenegro anders sei. Auch zu den USA äußerte er
seine Sympathie, mehr aber zu den früheren USA Präsidenten Bush und Clinton.
In Tirana zeigte er uns erst den Weg zur deutschen
Botschaft, erkundigte sich beim Wachmann über deren Öffnungszeiten und schlug
uns dann Hotels in der Nähe vor. Wir wählten das Hotel Doro City wo wir für 80€
die wir leider bar bezahlen mussten (das Gerät für Kartenzahlung erwies sich als
defekt). Dort hatten wir ein gut funktionierendes W-LAN und Charlotte konnte sich
mit Flügen nach Deutschland beschäftigen. Zuvor wollten wir aber noch ein
gezapftes Bier trinken. Die Hotelbar hatte gegen 23:30 Uhr schon geschlossen.
Wir fanden aber nicht weit entfernt eine gemütliche und gut besuchte Kneipe.
Dort trug es zur Verbesserung der Laune erheblich bei, dass Charlotte mit
einigen jungen Albanern griechisch sprechen konnte. Gestärkt und erfrischt
kehrten wir in unser Hotelzimmer zurück. Wir mussten feststellen, dass die
Flugpreise für den Freitag erheblich anstiegen. Samstag-Sonntag wurden noch
teurer. Wir entschieden uns für ein Rückflugticket nach Frankfurt am Abflug am Donnerstag
um 12:30 Uhr und gingen dabei das Risiko ein, dass die Zeit für die Ausstellung
eines provisorischen Ersatzdokuments für Charlotte nicht mehr reichen würde.
Nach einem ordentlichen Frühstück im Hotel (inkl.) gingen
wir zur deutschen Botschaft. Die liegt in einer Straße, die mit Schlagbaum und
Sicherheitspersonal gesichert ist. Dahinter liegen u.a. die chinesische, die
französische, die ägyptische, die saudische und unsere Botschaft). Wir beiden
werden ohne Personenkontrolle durchgelassen. An der Visastelle baute sich
bereits eine Warteschlange auf. Öffnungszeit 8:30 h und nicht wie im Internet
angegeben 8:00 h. Es stellt sich heraus, dass die spätere Öffnungszeit nur für
die Abteilung Visum und Reisedokumente o.ä gilt. Ein albanischer Wachmann zeigt
uns die Gegensprechanlage an der zweiten Eingangstür. Charlotte kann mit einem deutschen
Polizisten sprechen, der das Problem sehr schnell versteht - kommt öfter vor.
Er riet uns dazu, einfach mit dem zur Identitätsfeststellung ja völlig
geeigneten Personalausweis auszureisen und notfalls von dort aus noch einmal die
Botschaft anzurufen. Ermutigt und zuversichtlich checken wir aus und bestellen
ein Taxi zum Flughafen (17 Km 20 €) Alptraum /worst case zuvor: wir haben unser
Gepäck am Flughafen aufgegeben und werden in letzter Minute festgehalten und
müssen mindestens einen weiteren Tag in Albanien verbringen während unser
Gepäck nach Frankfurt Flughafen abgeflogen ist. Naja das weitere klappt dann.
Beobachtung an drei Tagen in Albanien: Während wir auf
unserer Albanienreise 2014 nur einmal eine junge Frau mit stoffverhüllten Kopf
bemerkt haben, waren es jetzt an drei Tagen vier oder fünf. Eine am Dienstag in
Durres, eine am Mittwoch in Skodra und zwei oder drei in Tirana. Diese Frauen
trugen einen Ganzkörperumhang mit freiem Gesicht, wie wir es auch im Iran
gesehen haben. Eine junge Frau mit einem sogenannten islamischen Kopftuch aus
farbigem oft besseren Stoff (ein Aufzug, den wir in den letzten 20 Jahren
täglich in Hannover sehen) eine so gekleidete junge Frau haben wir in Albanien nicht gesehen.