Freitag, 16. Oktober 2015

Mittwoch 14.Oktober
Fortsetzung/Nachtrag
Also ganz so furchtbar aufgeregt war ich nicht aber immerhin reichte es für einen Wutanfall in dem ich in Gegenwart unserer Mitreisenden und des montenegrinischen Reiseleiters böse Verdächtigungen gegenüber dem montenegrinischen Staat äußerte und dem Wunsche Ausdruck gab, dass ein EU Beitritt dieses Staates erst in sehr viel fernerer Zukunft nach Änderung von Verhältnissen usw. überhaupt in Betracht kommen dürfte. Schließlich fügte ich mich in die Situation und wartete im Dienstraum des übrigens sehr freundlichen und sympathischen Schichtleiters der montenegrinischen Polizei vor dem Bildschirm der Überwachungskameras die sechs Stunden aus bis die Faxantwort aus Podgoriza kam. Na ja ich konnte die ganze Zeit in meinen Kindle lesen und alle elektronsichen Geräte auf Kosten der montnegrinischen Steuerzahler aufladen. Der Faxantwort zufolge war Charlottes PA am ?? im April 2013 bei der Polizeiwache Südstadt usw. als gestohlen gemeldet und folglich nicht mehr gültig. Sie dürfte nicht nach Montenegro einreisen. Da sie aber schon nach Albanien eingereist sei, müsste Albanien sie zurück nehmen. Der Schichtleiter erreichte es durch ein Telefonat bei seiner vorgesetzten Dienststelle, dass der Ausweis nicht einbehalten sondern wieder ausgehändigt wurde, damit wir ihn in Albanien -die merkten das ja bekanntlich nicht was die Montenegriner aufgrund ihrer fortgeschrittenen Technik und weil sie Mitglied bei Europol wären erkannt hatten. Wir müssten also (auf eigene Kosten) nach Tirana zurückfahren und sehen, dass wir zurecht kämen. Man war uns behilflich, denn der Taxifahrer, sein Name war Ahed und er lebte in einem Dorf auf der albanischen Seite der Grenze, war schnell zur Stelle. Wir vereinbarten einen Preis von 100 € für die 145 km lange zweistündige Fahrt in das Stadtzentrum von Tirana in der Nähe der deutschen Botschaft. Ahed konnte ein wenig Englisch und noch weniger Italienisch ansonsten seine seine Muttersprache. Trotzdem konnten Informationen und Meinungen ausgetauscht werden.Er zeigte auf Anfrage Fotos seiner beiden Kleinkinder auf seinem alten Mobiltelefon und klagte über den albanischen Staat den er als durch und durch korrupt bezeichnete allerdings sei es in den letzten Jahren etwas besser geworden aber ... die vielen oft schmucken neuen Häuser die wir selbst nur ein Jahr nach unserem letzten Albanienaufenthalt bemerkten erklärte er uns so: Es gäbe in Albanien eigentlich keine Ökonomie. Die Häuser gehörten alle Familien von denen mindestens ein Angehöriger im Ausland Geld verdient. Wer keine Angehörigen im Ausland habe sei arm. Er zeigte uns auch Bauwerke, die reichen Kosovaren gehörten und das bombastische Spielkasino. Deutschland fand er sehr gut, deutsche Autos besonders und er klagte die albanische Regierung an, dass er für Diesel Treibstoff mehr bezahlen müsste, als für Benzin, was in Montenegro anders sei. Auch zu den USA äußerte er seine Sympathie, mehr aber zu den früheren USA Präsidenten Bush und Clinton.
In Tirana zeigte er uns erst den Weg zur deutschen Botschaft, erkundigte sich beim Wachmann über deren Öffnungszeiten und schlug uns dann Hotels in der Nähe vor. Wir wählten das Hotel Doro City wo wir für 80€ die wir leider bar bezahlen mussten (das Gerät für Kartenzahlung erwies sich als defekt). Dort hatten wir ein gut funktionierendes W-LAN und Charlotte konnte sich mit Flügen nach Deutschland beschäftigen. Zuvor wollten wir aber noch ein gezapftes Bier trinken. Die Hotelbar hatte gegen 23:30 Uhr schon geschlossen. Wir fanden aber nicht weit entfernt eine gemütliche und gut besuchte Kneipe. Dort trug es zur Verbesserung der Laune erheblich bei, dass Charlotte mit einigen jungen Albanern griechisch sprechen konnte. Gestärkt und erfrischt kehrten wir in unser Hotelzimmer zurück. Wir mussten feststellen, dass die Flugpreise für den Freitag erheblich anstiegen. Samstag-Sonntag wurden noch teurer. Wir entschieden uns für ein Rückflugticket nach Frankfurt am Abflug am Donnerstag um 12:30 Uhr und gingen dabei das Risiko ein, dass die Zeit für die Ausstellung eines provisorischen Ersatzdokuments für Charlotte nicht mehr reichen würde.
Nach einem ordentlichen Frühstück im Hotel (inkl.) gingen wir zur deutschen Botschaft. Die liegt in einer Straße, die mit Schlagbaum und Sicherheitspersonal gesichert ist. Dahinter liegen u.a. die chinesische, die französische, die ägyptische, die saudische und unsere Botschaft). Wir beiden werden ohne Personenkontrolle durchgelassen. An der Visastelle baute sich bereits eine Warteschlange auf. Öffnungszeit 8:30 h und nicht wie im Internet angegeben 8:00 h. Es stellt sich heraus, dass die spätere Öffnungszeit nur für die Abteilung Visum und Reisedokumente o.ä gilt. Ein albanischer Wachmann zeigt uns die Gegensprechanlage an der zweiten Eingangstür. Charlotte kann mit einem deutschen Polizisten sprechen, der das Problem sehr schnell versteht - kommt öfter vor. Er riet uns dazu, einfach mit dem zur Identitätsfeststellung ja völlig geeigneten Personalausweis auszureisen und notfalls von dort aus noch einmal die Botschaft anzurufen. Ermutigt und zuversichtlich checken wir aus und bestellen ein Taxi zum Flughafen (17 Km 20 €) Alptraum /worst case zuvor: wir haben unser Gepäck am Flughafen aufgegeben und werden in letzter Minute festgehalten und müssen mindestens einen weiteren Tag in Albanien verbringen während unser Gepäck nach Frankfurt Flughafen abgeflogen ist. Naja das weitere klappt dann.

Beobachtung an drei Tagen in Albanien: Während wir auf unserer Albanienreise 2014 nur einmal eine junge Frau mit stoffverhüllten Kopf bemerkt haben, waren es jetzt an drei Tagen vier oder fünf. Eine am Dienstag in Durres, eine am Mittwoch in Skodra und zwei oder drei in Tirana. Diese Frauen trugen einen Ganzkörperumhang mit freiem Gesicht, wie wir es auch im Iran gesehen haben. Eine junge Frau mit einem sogenannten islamischen Kopftuch aus farbigem oft besseren Stoff (ein Aufzug, den wir in den letzten 20 Jahren täglich in Hannover sehen) eine so gekleidete junge Frau haben wir in Albanien nicht gesehen.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

14.10.2015
Ich setze den gestrigen Tag nicht fort, denn jetzt gibt es dramatische Ereignisse. Aber erstmal fing es ganz harmlos an. Wir fuhren zum Bergdorf Kruje, das wir schon vom letzten Albanienaufenthalt kannten, und kauften dort – was macht man sonst- -  eine Tischdecke und Postkarten. Dann ging es zu einer Riesigen Burgruine oberhalb von Shkoder, von wo aus wir auf den Skutarisee und auch auf ein gewaltiges Flussbett sehen konnten. Alles sehr schön, aber die Sonne wollte nicht so recht.  Die Mittagspause verbrachten wir in Shkoder – viele Roma, die bettelten, aber es gab Bier vom Fass.

Dann fuhren wir zur montenegrinischen Grenze, und in Erwartung, dass es dauern könnte, wurde ausgerechnet ich aus dem Bus gerufen. Mit meinem Ausweis stimmte etwas nicht. Aber was? Bis  mir nach einigen gezielten Fragen einfiel, dass ich mal mein Portemonnaie verloren hatte mit Ausweis und Kreditkarten, das ich ja von einem ehrlichen Finder aus Braunschweig wiederbekommen hatte.  Hatte ich jetzt der Polizei gemeldet, dass ich den Ausweis wieder hatte? Ich meine, ja – aber das ist schon über 3 Jahre her. Und nun ist man an den Grenzen im Balkan viel strenger wegen der vielen Flüchtlinge – letztes Jahr war das gar kein Problem – und da ich keinen Pass bei mir habe, und Kreditkarten und Ähnliches nichts nützen, muss Interpol benachrichtigt werden. Wenn innerhalb der nächsten 6 Stunden keine Antwort kommt, wird mein Ausweis eingezogen, und ich kann nur in Albanien bleiben und nach Deutschland zurückfliegen. Dann ist es aber Nacht, und die Freude ist groß, wenn man sich eine Unterkunft suchen muss. Außerdem muss so schnell wie möglich die deutsche Borschaft in Tirana aufgesucht werden,  damit ich ein Ersatzdokument für die Rückreise bekomme. Gerd war furchtbar aufgeregt, ich weniger, aber diese Warterei ist doch schrecklich. Marie, eine Mitreisende aus Wien, die selbst bei der Botschaft arbeitet, hat versucht, telefonisch Hilfe bei der Botschaft in Podgorica zu bekommen., aber die können auch nix machen. Und nun sitzen wir hier und warten und warten….
Dienstag, d. 13.10.15
Früh aufgestanden und schnell gefrühstückt – Hotel Europa in Frankfurt ist eine Empfehlung wert. Tageszeitung konnte man mitnehmen, auch Kaffee und Capuccino im Becher, aber wir tatens nicht, weil die Zeit so knapp war. Die Eile half aber auch nicht am Flughafen, denn Lufthansa spart, wo sie kann,-  nach dem Pilotenstreik verständlich, aber nur ärgerlich für die Passagiere. Da steht ein aufgeregter Haufen um die Automaten zum Ausdrucken von Bordkarten. Aber nein, die Pässe und Ausweise werden mindestens jedes zweite Mal nicht richtig gelesen. Also nochmal von vorn. Die Dame mit der frustrierenden und kaum zu schaffenden Aufgabe, gleichzeitig etwa 10 fluchenden Leuten zu helfen, gab zu, dass die Lesegeräte das Problem sind – und nicht wir. Half aber auch nicht. Auch unser Gepäck mussten wir selber am Automaten aufgeben, das war denn aber etwas einfacher, da wurde nicht soviel gestreikt. Na schön, da hatten wir nachher nicht soviel Wartezeit. Bei der Sicherheitskontrolle durfte Gerd sein Taschenmesser behalten.  Armbanduhren dürfen inzwischen anbehalten werden.
Im Flieger – Adria Airlines unter slowenischer Flagge (kein eigener Schalter, daher das  Elend mit LH) stiegen bemerkenswert viele Bundespolizisten ein, bestimmt zwanzig. Als ich einen fragte, ob er gerade abschiebt, erfuhr ich, dass der Trupp von Tirana an die griechische Grenze fährt, um beim Registrieren zu helfen. Vielleicht schicken sie auch welche zurück. Die Jungs wirkten sehr motiviert und fanden, das sei doch etwas anderes als das Alltagseinerlei. So ähnlich wie Auslandsurlaub? Naja.
In Tirana bekamen wir fast als letzte die Koffer, aber dann ging es nach Durres, das wir schon vom Vorjahr kannten. Diesmal kamen wir in ein richtig gutes Hotel, mit eigenem großen Pool in einem schönen Palmengarten direkt hinter dem Strand. Das Wetter ist sonnig, etwa bei 20 Grad und schöner klarer Sicht. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, im Pool zu plantschen und dann noch ins Meer zu gehen. Allerdings erzählte uns Sascha, unser mazedonischer(!) Führer, dass das Meerwasser durch Hafenbetrieb und unzureichende Kanalisation ziemlich verschmutzt ist. Dafür war das Wasser schön warm (warum wohl?).

Ja, und nun warten wir auf die andere Hälfte der Mitreisenden, wir sollen etwa 50 sein! Da heißt es sich, einen Platz sichern, denn Senioren sind herzlos.