25.2.2015
Heute hieß es wieder früh aufstehen, denn es ging per Van zu
zwei Inseln im Norden Yucatans: Contoy und Isla Mujeres. Der Van brachte uns zu
einer kleinen Anlegestelle, und da durften wir außer den Ausflugskosten auch
noch etliche Dollars Naturschutzbeitrag
bezahlen. Die Insel ist nämlich ein streng geschütztes Naturschutzgebiet.
Rauchen ist absolut verboten (prima!), es gibt keine Hotels oder Gaststätten,
und insgesamt dürfen nur 200 Personen täglich auf die Insel, was im Gegensatz
zu anderen Ausflugszielen sehr, sehr
wenig ist. Wir fuhren daher auf einem kleinen Seelenverkäufer, es wehte ein
frisches Lüftchen. Wegen der Wellen und der verminderten Sicht wurde das
versprochene Schnorchelabenteuer näher zur Insel verlegt. Diesmal bekamen wir
keine Anweisung; wir sollten nur des Schwimmens mächtig sein und unser
Equipment selber anlegen und überwachen. Wie gut, dass wir gestern von Katrin
eine gründliche Anweisung bekommen hatten! Diesmal sprangen wir direkt vom
Schiff ins Meer. Das Schnorcheln war hier viel beschwerlicher wegen der Wellen
– trotz Maske und Schnorchel schluckte ich dauernd Salzwasser. Und wir waren
noch ziemlich weit vom Ufer entfernt, wir mussten von außen an das Korallenriff
heranschwimmen. Dort war die Sicht wegen geringerer Tiefe trotz Wellen besser:
ich schwamm über riesige Schwärme heringsgroßer Fische hinweg und sah dann
sogar einen großen Barracuda, der aussieht wie ein großer Hecht. Wie gut, dass
ich mein professionelles Langarmhemd an hatte, man kühlte bei einer
Schwimmstrecke von 45 Minuten am Stück
gegen die Wellen ziemlich aus. Am Strand war es dann paradiesisch schön –die
Nicht-Schnorchler waren mit dem Schiff direkt zur Insel gefahren und empfingen
uns.
Dort wurde uns die Pflanzen- und Tierwelt in einem kleinen
Museum erklärt. Es gibt keinerlei Säugetiere auf der Insel, aber zahlreiche
Echsen vom Krokodil bis zu den zahlreichen Leguanen und Schlangen bis zur Boa
constrictor. Wir haben aber nur die vielen kleinen Echsen gesehen. Besonders
eindrucksvoll: die Scharen von Fregattvögeln, die besonders über der
Insel-Lagune kreisten und ihre Nester in den Bäumen haben. Sie können wegen
ihrer kurzen Beine nicht auf dem Boden laufen, sind aber großartige Flieger und
Fischjäger mit ihren Hakenschnäbeln. In unserer Gruppe waren überwiegend sehr
lustige Italiener. Deren Guide holte eine Kasserollen-Krabbe aus der Lagune,
die ich auch mal am langen Schwanz hochhalten durfte. Dann wurde sie aber wieder
ins Wasser entlassen. Nachher gab es noch ein Mittagsbuffet unterm Strohdach.
Alle Speisen und Getränke mussten auf dem Schiff mitgebracht werden mitsamt dem
Grill, und der Müll wurde natürlich in großen Säcken wieder zurück genommen.
Kurz vor der Abfahrt ging ich nochmal ins türkisfarbene
Wasser – ein Traumstrand! – und da erblickte ich auf dem Meeresboden einen großen platten Fisch – es sollte wohl
eine Flunder sein und kein Stachelrochen. Das war wohl auch ganz gut, denn ich
war inwischen ohne Flossen…
Die Überfahrt nach Isla Mujeres war abenteuerlich. Der Wind
hatte gewaltig zugenommen, und das kleine Schiff bretterte nur so über die
Wellen, das es richtig krachte. Das Maschinenhaus bebte und wackelte, mehrere Schrauben
flogen heraus, aber der kleine kräftige Capitano stand wie ein Denkmal
breitbeinig hinter dem Steuerrad, das er ständig austarieren musste. Später
kamen die ersten salzigen Brecher durch die Lücken in den Plastikvorhängen,
und, obwohl wir unten saßen, wurden wir klatschnass. Seekrank wurde keiner, ich
glaube, das lag am Kurs, weil wir rechtwinklich zu den Wellen fuhren. Die
Besatzung nahm das nicht nur mit Humor, sondern zog dann noch eine Extrashow
ab: Sie verkleideten sich mit Sombrero, schwarzer Perücke und Poncho und
brüllten dauernd: „Tequila!!“, wobei sie die Flaschen schwenkten und
nachschenkten. Tequila, so lernten wir, soll ja gegen alles gut sein,
vielleicht auch gegen Seekrankheit? Außerdem wurde zur Freude der Italienergruppe
gebrüllt: „Viva capitan Scettino!“ Dennoch kamen wir wohlbehalten und tropfnass
auf Isla Mujeres an, wo wir eine Stunde im Ort spazieren gingen. Ganz nett und
viel hübscher als Cozumel, aber kein Vergleich zu dem Naturparadies Contoy.
Die Rückfahrt zum Hafen ging schnell vonstatten, und zum
Abendessen waren wir wieder im Hotel. Als Privilegierte haben wir die Berechtigung,
in drei Spezialitätenrestaurants ohne Mehrkosten zu speisen. Wir zahlen nur die
Getränke. Allerdings ist der Andrang groß, und da man wie in der DDR platziert
wird, gibt es Schlangen. Sonst mischt man sich unters Volk beim AI-Restaurant,
da gehts schneller.
Ich war jedenfalls vom Langstreckenschwimmen rechtschaffen
müde!
Das spanische Wort des Tages: nadar d.i. schwimmen




Diese Interpretation kann ich nicht teilen. Zwei Mexikaner gingen herum und schenkten den Reisenden Bier oder Tequila ein. Dann wurde das dem Kapitän angeboten und das Publikum sollte abstimmen, ob „Capitan Schettino“ das bekommen sollte oder nicht. Stets wurde im Sprechchor gerufen „No!“. Schließlich wurde eine Flasche Wasser gebracht und das mehrheitlich italienische Publikum antwortete „Si!“ und klatschte. Schettino ist wohl nicht der Name des mexikanischen Kapitäns sondern eine Anspielung an ein zeitgeschichtliches Ereignis in Italien.
AntwortenLöschenNa, da bin ich aber froh, dass Du den Rest der Darstellung teilen kannst. Die Jungs auf dem Schiff wussten aber sehr wohl über den Katastrophenkapitän bescheid, und unser Fels in der Brandung hieß auch anders.
LöschenMann, das klingt ja richtig gut, diese Schnorchel- und Wandertour. Habe gerade Google Earth angeworfen und die Inseln gesucht. Habt ihr irgendwann herausgefunden, warum die bewohnte Insel ausgerechnet "Isla Mujeres", also "Insel der Frauen" heißt? Hat das einen historischen Grund - etwa "die Männer segeln zum Fischfang aufs Meer, die Frauen bleiben zuhause - und die Männer kommen nicht zurück"?
AntwortenLöschenAußerdem habe ich dabei einen - zumindest Gerd und mir - sehr bekannten Ort wiedergefunden: Campeche! Wie oft ist der von Gerd und mir bei "Pirates!" überfallen worden! :-) ... Huch, hoffentlich liest die NSA jetzt hier nicht mit! ;-)
Jaja, die Erinnerung an Sid Meiers Pirates kam mir schon oft. Wir sind auf unserer Rundreise auch Richtung Campeche an der Golfküste nach Süden gfahren.
LöschenMit dem Namen Isla Mujeres verhält es sich so. Auf der Insel war ein Heiligtum einer Mayagöttin die die Zuständigkeit für Fruchtbarkeit hatte und es gab so etwas wie Wallfahrten dahin.